Kwiatkowski K., Nowe źródła z kręgu zakonu krzyżackiego dotyczące wojny w latach 1409–1411.pdf

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ZAPISKI
HISTORYCZNE
— TOM
Zeszyt 4
LXXV
ROK
2010
KRZYSZTOF KWIATKOWSKI (Toruń)
NEUE QUELLEN AUS DEM KREIS DES DEUTSCHEN ORDENS
ZUM KRIEG VON 1409–1411
*
(TEIL 1)
Schlüsselworte:
Deutscher Orden; Quellenkunde; mittelalterliche Handschriften; Krieg
1409–1411
In einem unlängst in den „Zapiski Historyczne“ veröffentlichten Aufsatz zu
den Ereignissen vom August 1409, also zu Beginn des Krieges von 1409–1411,
habe ich bei der Präsentation eines von der bisherigen Forschung nicht berück-
sichtigten Quellentextes aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
in Berlin-Dahlem beiläufig die Handschriftenbestände der Bibliotheken bzw. Ar-
chive in Wilna, St. Petersburg und Moskau erwähnt, die potenziell neue Quellen-
materialien zu den Kriegsereignissen der genannten Jahre enthalten könnten, wo-
bei ich selbstverständlich Schriftgut preußischer Provenienz (hauptsächlich, wenn
auch nicht allein vom Deutschen Orden stammend) von urkundlichem (diploma-
tischem) und epistolographischem Charakter meinte
1
. Dieses wurde ursprünglich
im Ordensarchiv in Marienburg (Malbork), dann in Königsberg (Królewiec/Ka-
liningrad), Tapiau (Tapiawa) und anschließend wieder in Königsberg gesammelt
(und aufbewahrt), im Sommer und Herbst 1944 größtenteils nach Grasleben und
Hannover verlegt
2
– jedoch nicht vollständig. Zum Teil blieben einige der Schrift-
Für die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Quellenmaterialien gilt dem Direktor der Wróblew-
ski-Bibliothek der Litauischen Akademie der Wissenschaften in Wilna (Lietuvos mokslų akademijos
Vrublevskių biblioteka), Herrn Dr. Sigitas Narbutas, mein Dank. Zur Quellensuche in Wilna regte
mich Herr Prof. Grzegorz Białuński an, wofür ich mich bei ihm an dieser Stelle herzlich bedanken
möchte.
In dem vorliegenden Text werden folgende Siglen (neben den im Haupttext aufgelösten) be-
nutzt: LMAVB = Lietuvos mokslų akademijos Vrublevskių biblioteka; RS, F = Rankraščių skyrius,
Fond; GStA PK = Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem; Perg.-Urk. =
= Pergamenturkunden; OBA = Ordensbriefarchiv; APT = Archiwum Państwowe w Toruniu.
1
K. Kwiatkowski,
Okoliczności wypowiedzenia wojny królowi polskiemu Władysławowi II przez
wielkiego mistrza zakonu niemieckiego Ulricha von Jungingen w sierpniu 1409 roku,
Zapiski Histo-
ryczne, Bd. 74: 2009, H. 3, S. 7–33, hier S. 7.
2
M. Glauert,
Von Akkon bis Königsberg. Das Archiv der Hochmeister des Deutschen Ordens,
[in:]
Preussens erstes Provinzialarchiv. Zur Erinnerung an die Gründung des Staatsarchivs Königsberg vor
200 Jahren,
hrsg. v. B. Jähnig, J. Kloosterhuis (Tagungsberichte der Historischen Kommission für Ost-
*
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[602]
stücke im nördlichen Teil von Ostpreußen, entweder direkt in Königsberg (wahr-
scheinlich das gesamte Stadtarchiv Königsberg
3
), oder in dessen Umgebung (u. a.
in Lochstädt auf der Samländischen Halbinsel
4
), wo sie im Laufe und in Folge der
schweren Frontkämpfe in der ersten Hälfte des Aprils 1945
5
größtenteils zerstört
wurden, fragmentarisch jedoch erhalten blieben und von litauischen und russi-
schen Wissenschaftlern in den Osten gebracht wurden
6
. Bei der Arbeit am Buch
und Westpreussische Landesforschung, Bd. 20), Marburg 2006, S. 27–52, hier S. 29–50; K. Forstreu-
ter,
Das Preußische Staatsarchiv in Königsberg. Ein geschichtlicher Rückblick mit einer Übersicht über
die Bestände
(Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung, H. 3), Göttingen 1955,
S. 12–18, 34, 91–92; E. Henning,
Das Preußische Geheime Staatsarchiv zwischen Krieg und Frieden,
April–Mai 1945. Augenzeugenberichte von Joachim Lachmann und Paul Freudenberg,
[in:]
Archiv-
arbeit für Preußen. Symposion der Preußischen Historischen Kommission und des Geheimen Staats-
archivs Preußischer Kulturbesitz aus Anlaß der 400. Wiederkehr der Begründung seiner archivischen
Tradition,
hrsg. von J. Kloosterhuis (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz,
Arbeitsberichte, Bd. 2), Berlin 2000, S. 441–471; J. Klooesterhuis,
Von der Repositurenvielfalt zur
Archiveinheit. Die Etappen der Tektonik des Geheimen Staatsarchivs,
[in:]
Archivarbeit für Preußen,
S. 47–257, hier S. 49.
3
LMAVB, RS, F 15-472 (Mette Nordentorf, „Bibliotheken und Archive in Königsberg“, Oktober
1993), S. 9; vgl. auch H. M. Mühlpfordt,
Königsberg von A bis Z. Ein Stadtlexikon,
München 1972
(Aufl. 1), S. 137.
4
LMAVB, RS, F 15-472, S. 8.
5
Ihre geschichtliche Darstellung findet man u. a. in den Arbeiten von O. Lasch,
So fiel Kö-
nigsberg. Kampf und Untergang von Ostpreußens Hauptstadt,
München 1955, S. 81–114; K. Diek-
kert, H. Großmann,
Der Kampf um Ostpreußen. Der umfassende Dokumentarbericht,
München
1960 (Repr.: Beltheim–Schnellbach 2010), S. 195–227; A. Wasilewski,
Dzieło całego życia,
übers.
von C. Czarnogórski, Warszawa 1976 (Org.:
Дело всей жиз�½и,
Moсква 1974), S. 571–581, 582–583;
I. Denny,
Upadek twierdzy Hitlera. Bitwa o Królewiec,
übers. v. M. Baranowski, Warszawa 2008 (Org.:
The fall of Hitler’s fortress city. The Battle for Königsberg 1945,
London 2007), S. 153–160. Details der
Stadtkämpfe schildert: G. Braunschweig,
Untergangstage in Königsberg,
Jahrbuch der Albertus-Uni-
versität zu Königsberg, Bd. 3: 1953, S. 182–231.
6
Seit dem Sommer 1945 organisierten die Akademie der Wissenschaften der UdSSR und ihre
Außenstellen in den von der Roten Armee besetzten Gebiete sog. „archeographische Expeditionen“,
während derer man alle gefundenen Kulturgegenstände, insbesondere Schriftgut, übernahm. Da
die ostpreußischen Gebiete 1945 aus dem sowjetischen Litauen verwaltet wurden (der Stab der 11.
Garde-Armee Generaloberst Kuz’ma Nikitowitsch Galickis), unternahmen diese Expeditionen li-
tauische wissenschaftliche Mitarbeiter der Universitätsbibliothek und der Bibliothek der Akademie
der Wissenschaften in Wilna. Das erste bekannte Unternehmen fand im Spätsommer 1945 unter der
Führung von zwei Wilnaer Forschern, Povilas Pakarklis und Jonas Kruopas, statt, mit Beteiligung
ihrer Kollegen von der Akademie der Wissenschaften in Moskau; die nächste – Ende Dezember
dieses Jahres; vgl. LMAVB, RS, F 15-472, S. 10; J. Jurginis,
Karaliaučiaus lituanikos likimas,
Pergalė,
[Vol.] 2: 1978, S. 144–151 (deutsche Fassung:
Das Schicksal der Königsberger Lithuanistika,
übers.
von A. Franzkeit, Heimatgruß. Jahrbuch der Deutschen aus Litauen, Nr. 24: 1980, S. 119–127; vgl.
auch J. Jurginis,
Die Suche nach Archivbeständen in litauischer Sprache
(Lituanika)
in Königsberg,
Kö-
nigsberger Bürgerbrief, Nr. 16/1979, S. 24–26); M. Komorowski,
Das Schicksal der Staats- und Uni-
versitätsbibliothek Königsberg,
Bibliothek. Forschung und Praxis, Jg. 4: 1980, Nr. 2, S. 140–154, hier
S. 143–150. Sven Ekdahl (Archivalien
zur Geschichte Ost- und Westpreußens in Wilna, vornehmlich
aus den Beständen des Preußischen Staatsarchiv Königsberg,
Preußenland, Jg. 30: 1992, H. 2, S. 41–55,
hier S. 42) meinte im Jahre 1992, die Mehrheit der in der Nähe der Lochstädter Burg gefundenen
Quellenmaterialien würde nach Moskau transportiert und in die Handschriftenbestände der dama-
ligen Lenin-Bibliothek aufgenommen. Ein Teil aus den sog. Wallenrod-Sammlungen, darunter die
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Neue Quellen aus dem Kreis des deutschen Ordens...
69
zum Kriege von 1409–1411
7
wurde ich mir zunehmend der Notwendigkeit be-
wusst, mich mit dem im Besitz der oben genannten Institutionen verbliebenen
Quellenmaterial vertraut zu machen
8
, was ich in diesem Aufsatz nun nachzuholen
versuche.
Die im Sommer 2010 in Wilna nachgeholte Untersuchung zeigte, dass dieses
Unterlassen ein heuristischer Fehler war. In der Bibliothek der Litauischen Aka-
demie der Wissenschaften (Lietuvos mokslų akademijos Vrublevskių biblioteka),
in der Handschriftenabteilung (Rankraščiu skyrius), in dem von Sven Ekdahl be-
schriebenen Bestand (Fond) F 15, als „Borussica Literaria“ (Rankraščiu rinkinys
„Borussica“) bezeichnet, der 467 Archiveinheiten umfasst
9
, befindet sich unter der
Signatur 73 eine deutschsprachige Handschrift, die im Bibliothekskatalog mit dem
kurzen Titel „Register“ versehen ist
10
. Bei der näheren Erkundung ihres Inhalts
in der Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg (S&UBK) „Unica“ aufbewahrten Handschrif-
ten, wurden höchstwahrscheinlich in der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften in Leningrad
deponiert; vgl. K. Garber, „Bericht über den Besuch russischer und litauischer Archive und Biblio-
theken mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft“ (Ms.), November 1992 (laut den
Informationen von Rimantas Jasas). Nach Wilna kamen auch die 1901–1918 im Staatsarchiv Danzig
aufbewahrten Handschriften, die sich, wie Mette Nordentorf richtig vermutete, 1945 auf der Sam-
ländischen Halbinsel befanden, nachdem sie nach dem Jahr 1919 vom Danziger Stadtarchiv den Kö-
nigsbergern übergeben worden waren; vgl. LMAVB, RS, F 15-473 („Teilprojekt »Auf der Suche nach
Hss. aus Königsberg«“, September 1993), S. 4; vgl. auch ibid., F 15-472, S. 5. Neuerdings zum Thema
der Königsberger Archivalien in Wilna umfassend: J. Mertens,
Das Wilnaer Restaurierungsprojekt,
[in:]
Preussens erstes Provinzialarchiv,
S. 229–243.
7
S. Jóźwiak, K. Kwiatkowski, A. Szweda, S. Szybkowski,
Wojna Polski i Litwy z zakonem krzyża-
ckim w latach 1409–1411,
Malbork 2010.
8
Bezüglich Wilna siehe die Darstellung dieser Archivbestände im Allgemeinen bei Juozas Jurgi-
nis (Karaliaučiaus
lituanikos likimas,
s. 144–151); vgl. den Katalog
Rankraščių rinkiniai. Lietuvos TSR
Mokslų akademijos Centrinės bibliotekos XI–XX amžių rankraščių fondų trumpa apžvalge,
Vilnius
1963. Einige der Handschriften aus dem Staatsarchiv Königsberg, die sich seit 1945–1946 in Wilnaer
Forschungseinrichtungen befinden, werden kurz vorgestellt bei Kurt Forstreuter (Handschrift
en aus
dem Staatsarchiv Königsberg in Wilna,
Der Archivar. Mitteilungsblatt für deutsches Archivwesen,
Jg. 19: 1966, H. 4, Sp. 469–470); als nächster hat Sven Ekdahl nach seinem Forschungsaufenthalt in
der litauischen Hauptstadt im Sommer 1992 die Handschriftenbestände der (Wróblewski-)Biblio-
thek der Litauischen Akademie der Wissenschaften präsentiert; vgl. idem,
Archivalien zur Geschichte
Ost- und Westpreußens in Wilna,
S. 41–55; später auch idem,
Eine von Johannes Voigt veranlaßte Ab-
schriftensammlung von Deutsch-Ordens-Archivlien im Staatlichen Historischen Archiv Litauen,
[in:]
Preußische Landesgeschichte. Festschrift für Bernhard Jähnig zum 60. Geburtstag,
hrsg. von U. Arnold,
M. Glauert, J. Sarnowsky (Einzelschriften der Historischen Kommission für Ost- und Westpreußi-
sche Landesforschung, Bd. 22), Marburg 2001, S. 597–601.
9
Dieser Bestand wurde 1949 in der Handschriftenabteilung angelegt; vgl. LMAVB, RS, F 15-472,
S. 12; wobei man einige der Manuskripte erst 1977 katalogisierte; vgl. z. B. ibid., F 15-439; F 15-443.
Er sollte 475 Archiveinheiten enthalten, manche von ihnen gingen jedoch verloren, es gibt auch
einige maschinengeschriebene Manuskripte vom Ende des 20. Jh.s.
10
LMAVB, RS, F 15-73; vgl. S. Ekdahl,
Archivalien zur Geschichte Ost- und Westpreußens in Wilna,
S. 50: „»Register [Zusammenfassungen aus dem Briefwechsel des Deutschen Ordens und anderen
Dokumenten vom 14.–15. Jh. über verschiedene historische Ereignisse].« 16. Jh. 290 Bll. 36 x 23,5
cm. – Die Regesten und Zusammenfassungen sind von unterschiedlicher Länge und chronologisch
stark vermischt“. Der Foliant erhielt auf diese Weise aufgrund seiner gleich lautenden Überschrift
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wurde mir immer klarer, dass dieses „Register“ nicht nur Regesten der bekannten,
im Original in dem Bestand „Ordensbriefarchiv“ im GStA PK enthaltenen Briefe
von Deutschordensbrüdern aus dem gesamten 15. Jh., sondern auch Quellenma-
terialien in sich birgt, von denen im OBA auch nicht mehr die geringste Spur vor-
handen ist – mehr noch, die bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts
(höchstwahrscheinlich bereits während der dort ab 1804 geführten Inventarisie-
rung, möglicherweise noch früher
11
) fehlten, die weder Ludwig von Baczko
12
noch
einen Titel (auf der ersten Seite); vgl. LMAVB, RS, F 15-73, f. 1r. Rimantas Jasas vermutete, dass ein
unbekannter Chronist die Regesten während seiner Arbeit an einer Chronik angefertigt hat; vgl.
ibid., F 15-473, S. 17.
11
1804 verordnete man eine Inventarisierung der 1722 aus Tapiau in das Geheime Archiv zu Kö-
nigsberg verlegten Ordensarchiv-Bestände, im Rahmen dieser Arbeiten wurden seit dem 1810 hand-
geschriebene Kataloge ((Alt)Findbücher) von Briefen und Urkunden angefertigt; vgl. LMAVB, RS,
F 15-472, S. 4–5. In der Handschriftenabteilung der Wróblewski-Bibliothek der Litauischen Akade-
mie der Wissenschaften sind zurzeit vier derartige (Alt)Findbücher aufbewahrt; vgl. ibid., F 15-124
(„Verzeichniss der Original Briefe im geheimen Archiv zu Königsberg, 1410–1524 und ohne Jahr“);
ibid., F 15-125 („Verzeichniss der Original Briefe im geheimen Archiv zu Königsberg“, Bd. IV; jedoch
ist auf dem gelben Unterbeschlag unten eine Unterschrift „V“ und eine handschriftliche Notiz zur
Chronologie der verzeichneten Briefe zu sehen: „1405, 1406, 1409–1412, 1414, 1421–1423, 1427,
1428–1454, 1455, 1466, 1482, 1497, 1501–1503, 1505, 1511–1525 und ohne Jahr“); ibid., F 15-135
(„Verzeichniss der Original Briefe im geheimen Archiv zu Königsberg“, Bd. III; unten Unterschrift:
„IIII“ und Chronologie der Briefe: „1410, 1413, 1415–1434, 1436, 1446–1468, 1472–1475, 1488,
1511, 1514, 1516–1522, 1524, 1525 und ohne Jahr“). Das dritte Findbuch enthält nicht Brief-, son-
dern Urkundenregesten; vgl. ibid., F 15-136 („Chronologisches Verzeichniss der Urkunden im gehei-
men Archiv“). Die vier Handschriften sind in Kanzleischrift verfasst, die zwar nicht viele individuelle
Eigenschaften aufweist, aber nach näherem Betrachten und Vergleich mit den in der Wróblewski-Bi-
bliothek aufbewahrten Manuskripten Johannes Voigts (ibid., F 15-147; F15-148; F15-149; F 15-150)
und mit den ältesten Archivnoten aus OBA im GStA PK so gedeutet werden kann, dass auch diese
Regesten von ihm angefertigt wurden. Die in diesen Findbüchern enthaltenen Briefregesten entspre-
chen nicht den in diesem Aufsatz veröffentlichten Regesten. Ihr Inhalt ähnelt dem Inhalt der späte-
ren, aus dem 20. Jh. bekannten, Regesten, die Erich Joachim für Herausgabe und Druck vorbereitete;
vgl. GStA PK, XX. HA, Altfindmittel, Fotokopie der originalen Handschrift von Erich Joachim, „Re-
gesta Historico-Diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum 1198–1525. Index Tabularii Ordinis
S. Mariae Theutonicorum. Regesten zum Ordensbriefarchiv“, Bd. I–XVIII (insgesamt 20 Bände);
herausgegeben (mit einigen Änderungen) nach dem zweiten Weltkrieg von Walther Hubatsch; vgl.
Regesta historico-diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum 1198–1525,
bearb. von E. Joachim,
hrsg. v. W. Hubatsch, Pars I:
Index Tabularii Ordinis S. Mariae Theutonicorum. Regesten zum Ordens-
briefarchiv,
Bd. 1–3, Göttingen 1948–1973. Da nach der Verlegung des Ordensarchivs von Tapiau
nach Königsberg 1722 alle Quellenmaterialien in den alten Schiebladen aufbewahrt wurden und
bis 1804 nur mit Einschränkungen zugänglich waren, könnte man mit Vorsicht annehmen, dass
die vorliegenden Ordenskorrespondenz-Regesten diejenigen Briefe betreffen, die vor der Verlegung
verloren gingen, also noch in Tapiau; vgl. K. Forstreuter,
Das Preußische Staatsarchiv in Königsberg,
S. 34. Dafür könnte auch die Analyse von Regesten der in der Königsberger Schlossbibliothek auf-
bewahrten Urkunden sprechen (diese Regesten wurden 1779–1784 von Johann Gottlieb Kreutzfeld
während seiner Arbeit zu den alten Adelsgeschlechtern in Preußen angefertigt; vgl. LMAVB, RS,
F 15-21 (Kreutzfelds Verzeichnis der auf der Schlossbibliothek (zu Königsberg) vorhandenen Ur-
kunden, 1779–1784), f. 1r–44v.
12
Ludwig von Baczko benutzte in seiner Arbeit (Geschichte
Preußens,
Bd. I–VI, Königsberg
1792–1797) die Sammlungen der Königsberger Königlichen Schlossbibliothek sowie auch das Quel-
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Neue Quellen aus dem Kreis des deutschen Ordens...
71
August von Kotzebue
13
noch Johannes Voigt
14
noch anderen Geschichtsforschern
bekannt waren, von denen man also sagen kann, dass sie der Geschichtswissen-
schaft bzw. der preußischen Landeskunde bislang in keinerlei Form zugänglich
waren. Die Bedeutung dieser Erkenntnis wird durch den Umstand, dass wir es hier
nicht mit einem, zwei oder mehreren Regesten, sondern mit mindestens einigen
Dutzenden Quellen zu tun haben, von denen ein beträchtlicher Teil das Kriegsge-
schehen von 1409–1411 betrifft, noch größer.
Bevor man nun zu deren näherer Beschreibung schreitet
15
, sollte man zunächst
die Handschrift F 15-73 etwas genauer vorstellen. Es ist ein relativ großformati-
ges (in
folio)
Schriftstück (Foliant), das aus zwei Teilen besteht und insgesamt 290
Papierkarten umfasst, die zurzeit lediglich mit einem nicht allzu dicken Papier-
umschlag versehen sind
16
. Spuren weiterer buchbinderischer Bemühungen älteren
Datums sind nicht erkennbar
17
. Auf der ersten Manuskriptseite wurde oben am
linken Rand mit Bleistift (ebenfalls in Wilna) die Signatur „S. 318“ eingetragen
18
.
Die Schriftart und die in der Handschrift enthaltenen Angaben lassen sie in die
erste Hälfte des 16. Jh.s datieren. Die einzelnen Blätter besitzen eine ältere Pagi-
nierung mit arabischen Zahlen, die in der neuesten Zeit, erst 2008 in Wilna, durch
eine mit Bleistift vorgenommene Foliierung ergänzt wurde. Was die alte arabische
Paginierung anbetrifft, kann man mit gutem Grund vermuten, dass sie nicht suk-
zessiv, parallel zu den Texteinträgen auf den jeweiligen Seiten geführt, sondern erst
lenmaterial, das in Sammelveröffentlichungen herausgegeben wurde, u. a.
Das erleuterte Preußens
i
Acta Borrusica
von Friedrich von Dreger und Maciej Dogiel; vgl. L. von Baczko,
Geschichte Preu-
ßens,
Bd. I, Königsberg 1792, S. X–XIV, XVIII.
13
A. v. Kotzebue,
Preußens ältere Geschichte,
Bd. I, Riga 1808, S. V–VI, VIII–XI.
14
E. Maschke,
Johannes Voigt als Geschichtsschreiber Altpreußens,
Altpreußische Forschun-
gen, Jg. 5: 1928, S. 93–135; M. Lehnerdt,
Aus Johannes Voigts ersten Königsberger Jahren,
Schriften
der Königlichen Deutschen Gesellschaft zu Königsberg Pr., H. 2, Königsberg Pr. 1929, S. 16–17,
21; E. Potkowski,
Johannes Voigt i początki nowoczesnej historiografii Grunwaldu,
[in:]
Studia Grun-
waldzkie,
Bd. III (Rozprawy i Materiały Ośrodka Badań Naukowych im. Wojciecha Kętrzyńskiego
w Olsztynie, Nr. 136), Olsztyn 1994, S. 33–60 (hier Literatur zur Werkstatt des Königsberger Ge-
schichtsforschers).
15
Eine ausführliche und gründliche Analyse der Wilnaer Quellenmaterialien zum Krieg 1409–
–1411 beabsichtige ich in den nächsten Monaten in der Zeitschrift „Roczniki Historyczne“ zu pu-
blizieren. Auch die neuesten Aufsätze und Veröffentlichungen werden dabei berücksichtigt werden,
die im Zusammenhang mit dem 600. Jahrestag der Tannenberg/Grunwald/�½algiris-Schlacht heraus-
gegeben wurden.
16
Auf der vorderen Recto-Seite (neben der heutigen Bibliothekssignatur) sieht man Einzeich-
nungen „Vlod. Lenskini“ und „asm. dokument“, die erst in Wilna mit Farbbleistiften gemacht wur-
den. Diesen Umschlag bekam die Handschrift erst in der Bibliothek der Litauischen Akademie der
Wissenschaften, möglicherweise 1950, als sie katalogisiert und beschrieben wurde.
17
In den allgemein bekannten Kriegsumständen des Frühjahres 1945 muss der Foliant zerrissen
worden sein, demzufolge verlor er seinen ursprünglichen Umschlag.
18
Zur vermeintlichen Bedeutung von S-Signaturen auf den Handschriften des Bestandes F 15
vgl. LMAVB, RS, F 15-473, S. 13; hier wird suggeriert, sie bezögen sich auf die S-Signaturen der Bi-
bliothek des Staatsarchivs Königsberg. Woher aber – angenommen, dass der ursprüngliche Umschlag
zerstört wurde – sollten litauische Forscher/Bibliothekare die Königsberger Signatur kennen?
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