Spiegel Special 2006-5 - Kampf um Rohstoffe.pdf

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HAUSMITTEILUNG
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eltweit steigt der Bedarf an Rohstoffen: Öl und Gas, aber auch Kupfer, Gold, Uran oder
Nickel sind knapp und teuer geworden, vor allem das Wirtschaftswunderland China saugt die
globalen Märkte leer. In der westlichen Welt wachsen die Versorgungsängste, es drohen dramati-
sche Verteilungskämpfe mit den aufstrebenden Schwellenländern. Politiker zählen nicht mehr
Bataillone, sondern Bohrlöcher. Der SPIEGEL hat die Folgen der Rohstoffkrise in einer Serie be-
schrieben, sie ist die Grundlage für dieses SPIEGEL special. Redakteure aus den Ressorts Wirtschaft,
Ausland und Wissenschaft besuchten Bergwerke und Konzernzentralen rund um die Erde, sie
sprachen mit Minenarbeitern in Bolivien und mit Energieexperten in den Vereinigten Staaten, sie
analysierten die Begrenztheit der fossilen Ressourcen und die geopolitischen Strategien der
Regierungen.
om weltweiten Rohstoffboom profitieren vor allem
Australien und Norwegen, SPIEGEL-Redakteur
Alexander Jung hat sich in beiden Ländern herausra-
gende Projekte angeschaut: Auf einer Insel vor Ham-
merfest, 600 Kilometer jenseits des Polarkreises, be-
sichtigte er Europas erste Großanlage zur Verflüssi-
gung von Erdgas – und traf dort auf zahlreiche deutsche
Ingenieure. In Australien fuhr er mitten ins Outback, in
einer Halbwüste lagert das größte Uran-Vorkommen
der Erde. Olympic Dam heißt die Mine, Jung ist gut 400
Jung
Meter tief in die Lagerstätte eingefahren. Die meisten
Bergleute dort unten haben mit dem physischen Abbau des Erzes kaum noch etwas zu tun, staun-
te Jung: „Das geschieht heute per Joystick aus dem Kontrollraum übertage.“
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Follath, Scheichs
rich Follath besuchte zwei besonders rohstoffreiche Staa-
ten, die in der Weltpolitik künftig eine große Rolle spie-
len werden. In Venezuela recherchierte der SPIEGEL-
Autor für ein Porträt des Präsidenten Hugo Chávez, der mit
seinem Erdöl zum neuen Idol Lateinamerikas geworden ist.
Im Königreich Katar am Persischen Golf, dessen Bürger zu
den reichsten der Erde gehören und auf deren Boden sich
eine der weltweit größten Baustellen befindet, begegnete
Follath US-freundlichen Scheichs und befragte die Herren
des Erdgases nach ihren Visionen. Sein Fazit: „In Caracas
wie in Doha birgt der Rohstoffreichtum riesige Chancen, er
katapultiert die Menschen in die Moderne – doch er ver-
größert auch die Unterschiede zwischen den Bevölke-
rungsschichten. Im Westen wird man die dortigen sozialen
Experimente so ernst nehmen müssen wie die Ressourcen,
die aus dem Boden sprudeln.“
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it einem Wanderer zwischen den Welten, dem Energieexperten Fritz Vahrenholt, sprachen die
SPIEGEL-Redakteure Stephan Burgdorff und Gerald Traufetter. Der Autor des Bestsellers „Se-
veso ist überall“, der einst Umweltsenator in Hamburg war und nach seinem Ausstieg aus der Politik
in den Vorstand der Deutschen Shell wechselte, ist heute Chef eines Windkraftanlagenbauers. Doch
anders als viele seiner Gesinnungsgenossen plädiert er nicht nur für den Einsatz erneuerbarer Ener-
gien, sondern auch für längere Laufzeiten der deutschen Kernkraftwerke. Er hält Atomkraft für
weniger gefährlich als den Klimawandel und die Abhängigkeit von Öl- und Gas-Potentaten.
ERICH FOLLATH / DER SPIEGEL
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SEITE 6
Tankstelle der Welt
und Brandherd zugleich: Die
Ölfelder im Nahen Osten
drohen zum Schauplatz inter-
nationaler Konflikte zu werden.
SEITE 26
Dämmerung des Ölzeitalters:
Die Förderung der knappen Ressourcen
wird immer aufwendiger und teurer.
SEITE 90
Boom in der Minen-
industrie: Die Unternehmen erzielen
Rekordgewinne, nur wenige Konzerne
bestimmen weltweit das Geschäft.
REUTERS (O.); CORBIS (U.)
ROHSTOFF-KRIEG
ROHSTOFF - LEXIKON
Die Großmächte USA und China steuern im Kampf um Öl
und Gas auf eine gefährliche Konfrontation zu
. . . . . . . . . . . . . .
6
„Oil’s New Mr Big“ – Venezuelas Präsident Chávez
........
Entstehung, Vorkommen, Merkmale
und Preise der Bodenschätze
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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ROHSTOFF-PRODUZENTEN
18
Gespräch mit dem Ölexperten Daniel Yergin über
die Furcht vor einer globalen Energiekrise
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VORRÄTE & VERBRAUCH
Vielen Förderländern nützen ihre Schätze wenig
Australien – der Gewinner des Rohstoffbooms
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64
72
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78
Die Vorkommen an Bodenschätzen schrumpfen
Die Renaissance der Kohle
............
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34
.............
......
...
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Olympic Dam – Australiens größte Untertage-Anlage
Chinas Ressourcen reichen nicht für den Bedarf
. . . . . . . . . . . .
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Weltweit steigt die Nachfrage nach Uran
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Neu entdeckt: Grundwasserspeicher unter
dem Meeresboden
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4
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Das Machtgeflecht der russischen Öl- und Gaswirtschaft
Der schwere Job der Bolivianer im Silberberg Cerro Rico
. .
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Katar – Erdgas als Katapult in die Moderne
. . . . . . . . . . . . . . . . .
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SEITE 101
Fieber an den Börsen: Die
Preise für Öl, Kupfer oder Gold kletterten
auf historische Gipfel. Kommt der Absturz?
SEITE 122
Ersatz für den
leicht zu fördernden Saft:
Die Ölsande in Kanada gelten
als ergiebig. Doch der Abbau
ist umweltschädlich.
DAVID GRAY / REUTERS (O.); LARA SOLT / DALLAS MORNING NEWS / CORBIS (U.)
SEITE 78
Unsichere Versorgung: An
wen der russische Energiekonzern Gas-
prom Gas oder Öl verkauft, entscheidet
weniger der Markt als Kreml-Chef Putin.
LANDOV / INTERTOPICS (O.); SERGEI KARPUKHIN / REUTERS (U.)
METALLE & GESTEINE
ZUKUNFTSENERGIEN
........................
Die neue Macht der Minenkonzerne
90
Die Kraftstoffe der Zukunft wachsen auf dem Acker
......
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Kleine Firmen auf der Suche nach dem großen Fund
. . . . . . .
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Die Entdeckung von Silber, Kupfer, Gold und Eisenerz
bestimmte die Entwicklung der abendländischen Kulturen
. . .
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Das fiebrige Auf und Ab der Rohstoffpreise
...............
Konzerne investieren Milliarden in den Abbau
der kanadischen Ölsande
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Flüssiggas aus Norwegen könnte die Abhängigkeit
vom russischen Gas verringern
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Gespräch mit dem Energieexperten Fritz Vahrenholt über
den Ersatz fossiler Brennstoffe durch Wind und Sonne
. . . .
126
Hausmitteilung
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3
Bücher zum Thema
........................................
101
Interview mit dem Spekulanten Jim Rogers über die
Aussichten bei Kupfer, Zink und Öl
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Gold – Symbol für Glanz und Grauen
.....................
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Impressum
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TITELBILD:
FOTOS REUTERS (2), NETZHAUT, FOTEX, INTERTOPICS,
AP, DAS FOTOARCHIV, MAURITIUS, GAMMA/STUDIO X
Die bröckelnde Macht des Diamantenkartells
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RO H STO F F- K R I EG
Der Treibstoff des Krieges
Öl und Gas werden immer knapper und teurer. Die Jagd nach Ressourcen schafft neue Allianzen –
und brandgefährliche Konflikte. Am aggressivsten versucht Peking, seinen Hunger zu
stillen. Die Großmächte USA und China steuern in Nahost und Afrika auf eine Konfrontation zu.
Britische Invasionstruppen vor brennenden Ölfeldern im Südirak (2003), Wachsoldat im weltgrößten Erdöl-Terminal Ras Tanura (in Saudi-Arabien),
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bioku, ein Dorf in Nigeria, Westafri-
ka: Auf den ersten Blick ist dies das
Ende der Welt – auf den zweiten erst
recht. Feuchtheiße Hitze. Eine armselige
Ansammlung von Bretterbuden, zerlump-
te Kinder, ein Schlammloch, in dem Frau-
en Wasser schöpfen. Aus dem mageren
Fischfang ihrer Männer kochen sie eine
dünne Suppe. In der Luft liegt beißender
Schwefelgeruch. Dass sich irgendjemand
um dieses Fleckchen Erde streiten könn-
te, scheint absurd.
Doch in den vergangenen Monaten gibt ter dem Boden liegt, besonders leichter,
es Hunderte Tote hier im Niger-Delta, Re- süßlicher, konsumentenfreundlicher Stoff.
Angeblich liegt den Aufständischen das
bellen bekämpfen Regierungstruppen und
fordern sogar die Abtrennung der Region Wohlergehen von Menschen wie denen
von Lagos, stellen Ultimaten mit Milliar- in Obioku am Herzen. Shell-Manager
denforderungen an den britisch-nieder- sagen, drei Prozent ihres jährlichen Bud-
gets gingen doch ohnehin in
ländischen Konzern Shell.
einen Fonds zur Entwick-
Dort, wo Rohrleitungen ge-
sprengt sind, verdunkeln
Die Gewalt richtet
lung des Landes. Nigeriani-
sche Regierungsmitglieder
Rauchsäulen den Himmel.
zucken die Schultern, sie
Es geht um das Erdöl, das
sich nicht nur
kämpfen angeblich intensiv
hier in riesigen Mengen un-
gegen Sachen.
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