Archäologie in Deutschland 2017 04-05.pdf

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AiD
|
N DEUTSCHLAND
02
2017
April – Mai
aid-magazin.de
Anthropologie
Die Lehre vom Menschen
€ (D) 11,95
02
TATSÄCHLICH
KANNIBALISMUS?
4
190842
Experten rätseln über
die seltsamen Befunde
in Herxheim
Seite 8
2300 JAHRE ALTE
BEINPROTHESE
Stelzbein im chinesischen
Turfan verhalf einem Mann
zum Gehen
Seite 14
KELTISCHES BIER
MADE IN USA
Met in Bronzekessel
experimentell
nachgebraut
Seite 64
511959
Ruhr Museum
UNESCO-Welterbe Zollverein
Areal A [Schacht XII], Kohlenwäsche [A14]
Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen
Die KulturCard
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kelten römer museum manching
Im Erlet 2, 85077 Manching
Arche Nebra –
Die Himmelsscheibe erleben
An der Steinklöbe 16, 06642 Nebra
Deutsches Auswandererhaus
Bremerhaven
Columbusstraße 65, 27568 Bremerhaven
Ausstellungszentrum Lokschuppen Rosenheim
Rathausstraße 24, 83022 Rosenheim
Tel.: 08031-3659036
www.lokschuppen.de• lokschuppen@vkr-rosenheim.de
Öffnungszeiten: 24.03. bis 17.12.2017:
Mo bis Fr 9 – 18 Uhr | Sa, So, Feiertage 10 – 18 Uhr
Paläon
Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere
Paläon 1, 38364 Schöningen
Archäologiepark Römische Villa Borg
Im Meeswald 1 • 66706 Perl-Borg
Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstraße 25–27, 34117 Kassel
Tel.: 0561-918930
info@sepulkralmuseum.de
www.sepulkralmuseum.de
Öffnungszeiten: Di 10 – 17 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr,
Do – So 10 – 17 Uhr, Mo geschlossen
Limeseum Ruffenhofen
Römerpark und Limeseum Ruffenhofen
Römerpark Ruffenhofen 1, 91749 Wittelshofen
Varusschlacht im Osnabrücker Land
Museum und Park Kalkriese
Venner Str. 69, 49565 Bramsche-Kalkriese
Mittelalterliches Kriminalmuseum
Burggasse 3-5, 91541 Rothenburg ob der Tauber
Tel.: 09861-5359
info@kriminalmuseum.rothenburg.de • www.kriminalmuseum.eu
Öffnungszeiten: April bis Oktober: 10 – 18 Uhr
November bis März: 13 – 16 Uhr
Institut Mathildenhöhe Darmstadt
Museum Künstlerkolonie
Olbrichweg 13 A, 64287 Darmstadt
Schlossmuseum Darmstadt
Residenzschloss | Marktplatz 15
64283 Darmstadt • Tel.: 06151-24035
info@schlossmuseum-darmstadt.de • www.schlossmuseum-darmstadt.de
Öffnungszeiten: Fr bis So 10 – 17 Uhr
Führungen im 90-Minuten-Takt
Gedenkstätte Point Alpha
Platz der Deutschen Einheit 1, 36419 Geisa
TECHNOSEUM
Landesmuseum für Technik und Arbeit
Museumsstr. 1, 68165 Mannheim
Archäologisches Museum Hamburg
Archäologische Ausstellung:
Harburger Rathausplatz 5, 21073 Hamburg
Tel. 040 42871-2497 • www.amh.de
Sonderausstellungen:
Museumsplatz 2 • 21073 Hamburg • Tel. 040 42871-3609
Öffnungszeiten: Di-So 10-17 Uhr
Maarmuseum Manderscheid
Wittlicher Str. 11, 54531 Manderscheid
Keltenwelt am Glauberg
Am Glauberg 1, 63695 Glauburg
smac
Staatliches Museum für Archäologie
Stefan-Heym-Platz 1, 09111 Chemnitz
wbg-kulturcard.de
Römerkastell Saalburg
Am Römerkastell 1, 61350 Bad Homburg
Landesmuseum für Vorgeschichte
r
Richard-Wagner-Str. 9 , 06114 Halle/(Saale)
Editorial
|
IMPRESSUM
Herausgeber
Verband der Landesarchäologen in der Bundesre-
publik Deutschland: Prof. Dr. Michael Rind, Prof.
Dr. Franz Schopper, Dr. Regina Smolnik, Prof. Dr.
C. Sebastian Sommer, Prof. Dr. Claus Wolf und
WBG: Dr. Beate Varnhorn, Prof. Dr. Dieter Planck.
Wissenschaftlicher Beirat
Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim, Prof. Dr. Ni-
cholas Conard, Prof. Dr. Heinz Günter Horn, Prof.
Dr. Matthias Knaut, Prof. Dr. Dirk Krausse, Prof.
Dr. Jürgen Kunow, Prof. Dr. Harald Meller, Prof.
Dr. Carola Metzner-Nebelsick, Prof. Dr. Matthias
Wemhoff.
Redaktion
Verantwortlicher Redakteur: Dr. Martin Kempa,
E-Mail: kempa@wais-und-partner.de. Allgemeiner
Teil: Dr. Erwin Keefer, Dr. Martin Kempa, Tina Stein-
hilber M.A., André Wais. Anschrift der Redaktion:
Verlagsbüro Wais & Partner, Reinsburgstraße 104,
70197 Stuttgart, Telefon 0711 / 62 18 03, Fax
0711 / 6 15 03 40, E-Mail: steinhilber@wais -und-
partner.de. Aktuelles aus der Landesarchäologie:
Dr. Martin Kempa für den Verband der Landesar-
chäologen in der Bundesrepublik Deutschland
c/o Verlagsbüro Wais & Partner, Stuttgart.
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Italien: Dr. Alessandra Giumlia-Mair, Meran; Frank-
reich: Dr. Gilles Pierrevelcin, Strasbourg; Russland,
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tenstein, Slowenien, Kroatien: Dr. Erwin Keefer,
Stuttgart; Nordeuropa und Baltikum: Dr. Natascha
Mehler, Wien.
Verlag
WBG, Hindenburgstraße 40, 64295 Darmstadt. Die
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wirtschaftlicher Verein gem. § 22 BGB durch staat-
liche Verleihung des Landes Hessen und wird im
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Gestaltung und Herstellung
Hans-Jürgen Trinkner und Tanja Krichel
Druck
Neue Süddeutsche Verlagsdruckerei Ulm
Reproduktionen
D\D\S Digital Data Service Lenhard, Stuttgart
Papier
BVS, das aus 100% chlorfrei gebleichten Faser-
stoffen gefertigt wird.
Der Mensch im Mittelpunkt …
dieser Satz hört sich trivial an, liebe Leserinnen und Leser, er ist es aber
nicht! Gerade heute und in dieser Ausgabe Ihrer AiD wird das wieder
einmal ganz deutlich. An den zum Teil schon lange bekannten Fund-
plätzen und ihren Befunden und Funden, darunter besonders die
menschlichen Überreste, lassen sich mit neuen Methoden fundamen-
tale Fragestellungen der menschlichen Existenz neu betrachten. So wird
Wissenschaft immer komplexer und bleibt dabei total spannend!
Nehmen Sie das berühmte bandkeramische Erdwerk von Herxheim in
der Südpfalz. Die kleingeschlagenen menschlichen Knochen aus den
Gräbern scheinen von Menschenopfern zu stammen. Gibt es tatsäch-
lich Hinweise auf Kannibalismus, und wie weit können wir heute vor-
geschichtliche Rituale aus den Befunden rekonstruieren?
Ein anderer Aspekt menschlichen Verhaltens spiegelt sich in einem Be-
fund aus der Turfan-Region in China. Bereits vor 2300 Jahren hat man dort einem
erwachsenen Mann mit einer Beinbehinderung durch ein »Stelzbein« eine »Geh-
hilfe« angepasst. Einer der wenigen Belege für frühe Prothetik.
An diesen Beispielen wird bereits deutlich,
welche wichtige Rolle die Anthropologie als
»Lehre vom Menschen« für die Archäologie
und die Auswertung der menschlichen Über-
reste spielt. Die Skelettreste lassen sich eben
nicht nur im Hinblick auf Alter, Geschlecht und
Körpergröße beurteilen. Heute spielen »pa-
läopathologische« Fragen zu Krankheiten,
Seuchen und anderen an den Knochen ab-
lesbaren körperlichen Veränderungen eine
ebenso wichtige Rolle. Eine davon ist etwa
die Frage nach feststellbaren Gewalteinwir-
kungen. Besonders spannend erscheint die
Analyse stabiler Isotope. Fragen zu Umwelt-
einflüssen, Wirtschaftsweise und Ernährung können auf diesen neuen methodi-
schen Wegen beantwortet werden. Selbst große Gräberserien des Mittelalters und
der frühen Neuzeit, wie die 3000 Bestattungen vom Berliner Petriplatz, geben
durch detaillierte Analyse neue Einblicke in die Zusammensetzung der Stadt-
bevölkerung.
In den geschilderten methodischen Kontext gehört selbstverständlich noch die
Genanalyse, die in diesem Heft keine Rolle spielt. Allerdings illustriert sie wie un-
sere Beiträge, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Wissen-
schaften ein Grundpfeiler der modernen archäologischen Forschung ist. Eine an-
regende Lektüre wünscht Ihnen
Ihr
Bezugspreis und Bezugsbedingungen
Jahresabonnement, sechs Hefte und zwei Sonder-
hefte 89,95 Euro (D) inkl. Porto. Für Schüler und Stu-
denten (gegen Nachweis): Jahresabonnement,
sechs Hefte und zwei Sonderhefte 59,95 Euro (D)
inkl. Porto. Preis des Einzelheftes 11,95 Euro, Preis
des Sonderheftes 14,95 Euro, zuzüglich Versand-
spesen. Preise inklusive Mehrwertsteuer. Abbestel-
lungen auf Abonnements sind schriftlich möglich
unter Einhaltung einer Frist von vier Wochen vor
dem Ende des Jahresabonnements. Bei Lieferaus-
fall infolge höherer Gewalt besteht kein Anspruch
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53335 Meckenheim, aid@aboteam.de
Matthias Knaut
Archäologie in Deutschland 2 | 2017
1
Titelthema
20
Anthropologie –
die Lehre vom Menschen
Skelette oder Leichenbrand, Mumien und Moorleichen: Mit modernen
Verfahren lässt sich aus menschlichen Überresten eine Vielzahl an Informa-
tionen über das Leben in der Vorzeit gewinnen. Bewährte herkömmliche
Methoden und moderne Analyseverfahren führen zu erstaunlichen Erkennt-
nissen über Krankheiten, die Folgen von Gewalt oder sogar zum genetischen
Code von Krankheitserregern. Für alle, die das Leben der Menschen in ver-
gangenen Epochen erforschen möchten, ist die Anthro-
pologie unentbehrlich.
8
Kannibalismus in der Pfalz?
Überreste von mehr als 500 Menschen aus
Herxheim zeugen von befremdenden Ritualen
in der Jungsteinzeit. Sie wurden getötet, zerlegt,
entbeint, die Knochen zu Splittern zerschlagen
und in den Gräben einer Siedlung aus den Jahren
5300 bis 4950 v.Chr. deponiert. Wissenschaftler
rätseln über die seltsamen Befunde und versuchen
vor allem eine Frage zu klären: Lässt sich in
Herxheim tatsächlich Kannibalismus nachweisen?
Inhalt
AiD
2 2017
|
1
Editorial
4
Spektrum Archäologie
8
Forschung: Kannibalismus –
26
Stabile Isotope im Skelett – Umwelt, Ernährung
und Migration
28
Den Seuchen auf der Spur
30
Verbrannte Knochen – eine unterschätzte Quelle
32
Riesenchance – umfangreiche Skelettserien
aus großen Friedhöfen
34
Zahnstein – neue Wege zur Rekonstruktion
unserer Vergangenheit
36
Kommentar: Ungewisse Zukunft
Wohin führt der Weg der Anthropologie in
Deutschland?
38
Aktuelles aus der Landesarchäologie
54
Fenster Europa: Steinzeitjäger in Frankreich
Feuerschein im Tal der Saône –
altsteinzeitliches Basislager
ja oder nein?
Unser Titelbild
zeigt den Schädel einer 24 bis
29 Jahre alten Frau, die in der
zweiten Hälfte des 17. Jh. in
Berlin wohl an den Folgen eines
Schädelbasisbruchs verstarb.
Service für unsere Abonnenten
Für alle Fragen zum Bezug der »AiD«
gibt es folgende Service-Nummern:
Tel.: 02225-7085-361, Fax 02225-7085-
399. Wie immer erreichen Sie Redak-
tion und Leserservice auch elektronisch
unter redaktion@aid-magazin.de
und service@aid-magazin.de.
Herxheim – rätselhafte Rituale
am Ende der Bandkeramik
14
International: Beinprothese
aus Westchina
Inklusion vor 2300 Jahren
20
Titelthema: Anthropologie –
die Lehre vom Menschen
20
Der Körper des Menschen –
eine historische Quelle
22
Zeugnisse vergangenen Lebens und Leidens
24
Gewalt in frühen Gesellschaften: Spurensuche
am Skelett
2
Archäologie in Deutschland 2 | 2017
14
Beinprothese aus China
In einem Gräberfeld des westchine-
sischen Turfan entdeckten Archäologen
eine kunstvolle Prothese, die neben
dem Skelett eines Mannes lag. Vor un-
gefähr 2300 Jahren war er im Alter von
50 bis 65 Jahren verstorben. Tuberkulose
hatte sein linkes Kniegelenk deformiert,
doch das älteste funktionale Stelzbein der
Welt verhalf ihm wieder zum Gehen.
56
Stadtwüstung in Polen
Das Land der Pruzzen im heutigen Polen
lockte nach der Eroberung durch den
Deutschen Orden viele Einwanderer an,
neue Städte und Dörfer entstanden. Alt-
Wartenburg (Barczewko) im Ermland
wurde in den 1320er Jahren gegründet
und nach nicht einmal 30 Jahren über-
fallen und zerstört: heute ein dankbares
Forschungsobjekt für die Archäologie.
60
Zehn Jahre Forschung
in der Blätterhöhle
Seit einem Jahrzehnt dringen Archäolo-
gen und Höhlenforscher in immer grö-
ßere Tiefen vor. Sie finden menschliche
Knochen und Artefakte, die neue Er-
kenntnisse erlauben über das Leben, die
Bestattungssitten, die Ernährungsweise
oder den Alltag der Menschen in der
Mittel- und Jungsteinzeit. Ein Fundort,
der über Westfalen hinaus einzigartig ist.
56
Fenster Europa: Drama im Land
70
Denkmal: Beliebtes Freilicht-
der Pruzzen
Kleine Stadt in großer Wildnis – Aufstieg
und Untergang von Alt-Wartenburg
60
Reportage: Leben in der Steinzeit
Blätterhöhle – Bilanz von
zehn Jahren Ausgrabung
64
Reportage: Archäologie des Alkohols
Keltischer Trank aus Brew City, USA
66
Reportage: Bearbeitete Münzen –
75
80
72
76
78
81
museum in Thüringen
Aus dem Netz gefischt
Schmuck oder Statussymbol?
Den Kaiser am Kragen – Münzen bei den
Alamannen
68
Museum:
Römermuseum Weißenburg
Alltag einer römischen Grenzstadt
Baden-Württemberg hat 2016 den An-
trag »Höhlen der ältesten Eiszeitkunst«
bei der UNESCO eingereicht (ausführlich
AiD 6/2016). Dazu gibt es nun einen
Nachrichten
Internetauftritt des Landesamts für
Bücher
Denkmalpflege. Die neue Website bietet
Ausstellungen
schnellen Zugriff auf Bilder und Texte
Rätsel
zu Höhlen, Funden und Landschaft. Ein
Highlight sind sicherlich die dreidimen-
Autoren dieses Heftes
sionalen Modelle der Höhlenfundstellen.
Darüber hinaus kann der Besu-
Bildnachweis
cher sich eine umfangreiche und
en Sie der AiD
Folg
reich bebilderte Broschüre zum
ook
auch auf Faceb
Thema herunterladen.
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Die Funkenburg – wehrhafte
Siedlung oder Weiler?
Archäologie in Deutschland 2 | 2017
3
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